Mittwoch, 2. Oktober 2013

06. Etappe - 2.10.2013 - unerwarteter Angriff auf den OCebreiro

In der Nacht wache ich auf. Mein rechter Ballen brennt heftig . Ich kann nicht mehr schlafen.
Nach einer halben Stunde wühle ich in meinem Rucksack herum und fördere eine Ibuprofen zu Tage.
Doping für den Pilger. Eine halbe Stunde später schlafe ich wieder.
Um 6:30 stehe ich auf. Der Ballen scheint okay zu sein.
Auf dem Weg zur Toilette grüße ich einen Japaner mit "Moin".
Er wird es schon verstanden haben.
Einen Kaffee aus dem Automaten, etwas Brot mit Wurst, dann geht es los.
Direkt vor der Herberge spricht mich eine Amerikanerin an, so denke ich zumindest. Ich hatte sie die Tage vorher auch schon gesehen und sie immer nur englisch reden hören.
Wir diskutieren, ob wir den Camino Duro gehen sollen oder nicht. Der Himmel ist klar,  wir sehen die Sterne, also eine klare Sache. Wir entscheiden uns dafür. Sie heißt übrigens Vivi und kommt aus Dänemark.
Im Dunkeln schalten wir unsere Kopflampen an, und es geht los. Wir gehen durch die Kopfsteinpflasterstrassen von Villafranca. Dabei sind wir verblüfft, wie schnell Autos und Motorroller durch die engen Gassen rasen.
Die ersten 20 Minuten des Aufstieges sind sehr hart, dann flacht es ab. Als die Sonne aufgeht laufen wir schon in der Ebene des Camino Duros.
Immer wieder schauen wir zurück nach Villafranca, und lästern über die "Strassenläufer", die im Tal immer noch im Nebel laufen.
Die Sonne begleitet uns die meiste Zeit. Erst als es nach Trabadelo hinunter geht, bezieht es sich. Als ich in Trabadelo ankomme beginnt es zu regnen. Vivi war zeitweise einige hundert Meter hinter mir. Jetzt hat sie aber wieder zu mir aufgeschlossen.
In einem kleinen Supermarkt lassen wir uns ein Bocadillo mit Chorizo belegen, dann geht es zur Bar, die direkt an der öffentlichen Herberge gelegen ist. Während wir unseren Kaffee trinken, trifft auch Taff, die Australierin, in der Bar ein.
Ein großes "Hallo".
Vivi geht wenig später los, da ich ihr zu schnell gehe und sie nur bis Herrarios laufen möchte.
Ich aber möchte nach La Faba.
Also trennen sich unsere Wege hier für's erste.
Ich gehe eine viertel Stunde später los.
Nach einer Stunde überhole ich Vivi, die in einer Bar sitzt.
Das Wetter ist etwas kühl, aber zum Wandern optimal.
Hinter Herrarios beginnt der Aufstieg nach La Faba. Erst nur Asphalt, dann geht es in den Wald. Ganz bewusst gehe ich langsame Schritte, und mit beiden Stöcken. Der Weg ist steinig und voller Baumwurzeln. Kurz vor La Faba holt mich Vivi ein.
Sie hat in Herrarios kein Bett mehr bekommen, und will jetzt gleich auf den OCebreiro.
Es ist 14 Uhr. Ich gehe zur schwäbischen Herberge von La Faba, muss aber feststellen, dass diese erst um 15 Uhr aufmacht. Bis dahin bin ich auch auf dem OCebreiro, also los.
Ruhigen schrittes gehe ich weiter und erreiche auch bald den OCebreiro.
Ich checke in der öffentlichen Herberge ein. In der hatte ich 2008 das letzte mal übernachtet. Ich hatte die Herberge als eng, laut und unangenehm in Erinnerung.
Ich soll aber im Raum C das Bett 83 belegen. Und das ist doch tatsächlich ein Raum direkt unter dem Dach, in dem 8 Einzelbetten stehen, mit viel Platz dazwischen. Besser geht es nicht.
Also Bett beziehen mit der Einmalbettwäsche und ab zum Duschen.
Das Waschen der Wäsche spare ich mir, da sie sowieso nicht trocknen wird.
Also werde ich Morgen dasselbe stinkige Shirt anziehen.
Danach gehe ich kurz durch den Ort und kaufe den Proviant für den nächsten Tag ein.
Ich habe Hunger und beschließe ein Teil des Brotes sofort zu essen.
Ich gehe in die Küche und suche einen Teller und ein Messer.  Oh, ich vergaß : in galicischen Herbergen gibt es in der Regel kein Geschirr.
Trotzdem finde ich in einer der riesigen Schubladen einen einsamen Teller und ein Messer.
Ich mache mir selber ein Bocadillo mit Chorizo.

Für heute endet hier mein Liveblog Oktober 2013 vom Camino de Frances, dem spanischen Jakobsweg.

1 Kommentar:

  1. Hallo Brüderchen,
    das Foto von der Gasse im Lampenlicht ist toll! Waren heute bei Mutti! LG von uns allen und keine Blasen, usw..........
    LG Petra

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